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MUTANT ATTACK OF THE SEQUENTIAL SUPERORGANISM​​​​

 

GRUNDMOTIV

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Um einen objektiven Blick auf „Sequential Art“ (Comic) zu ermöglichen, ist es notwendig, herkömmliche Kategorisierungen zu sprengen. Ziel ist es, den Comics als sequenzielle Kunstform und damit auch als komplex zusammenwirkende Teil- und Mikrodisziplinen quer – wie auch queer –erfahrbar zu machen, um bisher wenig beachtete Details oder gänzlich neue Sichtweisen zu entdecken. Die Ausstellung nimmt die sequenzielle Kunst als Grundsubstanz – abseits traditioneller Bildfolgen und industrieller Vervielfältigungstechniken – und schafft einen Raum für interdisziplinäre Mutationen.

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Im Fokus von „Sequential Art“ steht nicht der klassische „Comic“, sondern die Suche nach neuen Darstellungsformen, nach  einer Erweiterung des narrativen Bildes und der interdisziplinären Vernetzung unterschiedlicher Genres. 

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Im mutierenden Universum des SEQUENTIAL SUPERORGANISM ist der sequenziellen Grundsubstanz folglich alles erlaubt: Sie kann in klassischen Formen brüten, virulent über ihre Mediengrenzen hinaus wuchern, Grenzen überschreiten und hemmungslos mit anderen künstlerischen Disziplinen kopulieren; sie kann zu grafischen Karikaturen oder Gemälden gerinnen und sich als riesige Wandbildserie feiern; sie kann als Skulptur, als ‚Character Design‘, als Fotomontage oder als Installation auftreten; sie kann ihren Panelrahmen bewegen oder daraus heraus treten, als Dia-‚Show‘ oder Performance ablaufen, als Film flimmern und sogar das Geschlecht wechseln.

Jedes Einzelbild einer Sequenz (Panel) ist für sich ein unabhängiges  Bild, das sich in Frage stellen und neu definieren lässt.

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Doch ob als Mutation oder klassische „Ursprungsform“: Der Drang nach Fusion im Bildensemble bleibt eine unabänderliche Eigenschaft des sequenziellen Bildes. Und so geht es mit Text, Bild und Ton lustvolle Vereinigungen ein, was sich in Inhalt und Form niederschlägt.

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Zugunsten dieser Fusion verliert das sequenzielle Bild seine unikative Autonomie, gewinnt aber an „sozialem Verhalten“: als bedingender Teil eines narrativen Gesamtkontextes. Es erzählt, steuert sichtbare und kognitive Vorgänge und fordert mit aktiven Ebenen wie auch mit gezielter Passivität (Leerräumen) Teilnahme und Interaktion. In seriell narrativer Abfolge kann überdies das Phänomen der „Zeit“ dargestellt werden.

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In diesen von „sozialer Interaktion“ durchströmten Sequenzbildräumen, in dem Bilder und Bildensembles untereinander und nach allen Seiten kommunizieren, mutieren, fusionieren und sich gegenseitig konterkarieren, bleibt nichts von den bewusst in Gang gesetzten Fusionsvorgängen verschont. Denn wo Abgrenzungen zwischen Bildern, Kunstgattungen und Formen nicht mehr eindeutig möglich sind, ist unweigerlich ein „Freiraum“ entstanden, in dem neue serielle Mutationen heranwachsen können.

Da die Freisetzung von Mutationen jedoch auch Gefahren beinhaltet, gelten Grenzverletzungen, Brüche und Regelverstöße als Begleitphänomene der expandierenden Mutationen als programmatisch.

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BACKGROUND

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Als eigenständige Kunstform ist „Sequential Art“ in Österreich noch ein  unbeachtetes Feld. Der von US-Comic-Theoretiker und Künstler Will Eisner (u.a. Autor von „The Spirit“) geprägte Begriff meinte in erster Linie den Bereich des „Comic“ bzw. der hochwertigen „Graphic Novels“ (illustrierter Roman); im deutschen Sprachraum fallen auch Storyboards und Trickfilme unter den Begriff der „Sequenziellen Kunst“.

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Als hybrides künstlerisches Medium mit komplexem interdisziplinären Background enterte der Comic dank seiner vermarktbaren Wirkung inhaltliche bzw. formale Themenfelder anderer Künste. So beschäftigte ‚das Faszinosum’ Comic seit jeher nicht nur bekannte Künstler wie etwa Pablo Picasso (der explizit bedauerte, „keine Comics gezeichnet zu haben“), sondern auch Künstler_innen neuerer Zeit.

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Demgemäß zeigt die Recherche aktueller Repräsentationsstrategien im Bereich Comic, dass neue Bilder und Bildserien entstehen, die durch Grenzauslotungen und -überschreitungen ebenso wie durch die vielgestaltige Wechselwirkung mit anderen Kunstsparten geprägt sind. Neben klassischen Formen und „Wordless Artworks“ schöpfen Comic-Künstler_innen kreativ aus dem Pool anderer Kunstsparten, während die Vertreter_innen der anerkannten Künste vermehrt Comic-Elemente in ihre Werke einbauen.

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Diese rhizomatischen Wechselwirkungen und interdisziplinären Querverbindungen versucht das Ausstellungskonzept zu verdeutlichen: Ausgehend von den klassischen Formen des Comic richtet sich der Fokus des Projekts folglich auf sich gegenseitig befruchtende Grenzüberschreitungen, die zwischen Comic, Animation, Film, Malerei, Literatur, Performance, Installation und Musik stattfinden.

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Die Ausstellung präsentiert unterschiedliche formale Zugänge – meist vor einem interdisziplinären künstlerischen Background – und verweist so auf die enorme Bandbreite des Themas „Sequenzielle Kunst“. Der solcherart entstehende Wahrnehmungsraum wird auch durch unterschiedliche sexuelle Identitätsbilder ergänzt, was eine weitere Verdichtung zur Folge hat.

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Denn ähnlich dem Begriff „Queer“ bedient sich bereits der Ausstellungstitel „Mutant Attack of the Sequential Superorganism“ einer ironisiert selbstüberzeichneten Identität als Zugangspunkt künstlerischer Produktionen wie auch als Statement.

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Das Projekt "MUTANT ATTACK OF THE SEQUENTIAL SUPERORGANISM"  will das „sequenzielle Bild“ durch multidisziplinäre Herangehensweise zu Mutationen und Synthesen ermutigen und in reziprok wirkenden Prozessen neue künstlerische Formen und Betrachtungsweisen herausfordern.

Cynthia Schwertsik: Zentrifuge

​Hans Scheirl: Transport of Monochromes

work-in-progress - Detail

​Jörg Vogeltanz: Filmstill aus 'Pantherion' - Detail

​Nick Prokesch: Installation

​Gabriele Szekatsch: 'Faster Mrs  Justice! 
Cut! Cut! ..."- Detail

Bildrechte: Wenn nicht gesondert angegeben, liegen Bildrechte bei den Künstler_innen.

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